4. Okt

Kamikaze: Selbstmord-Flieger der japanischen Luftwaffe

Im Zweiten Weltkrieg war Shimpū Tokkōtai (Kamikaze-Spezialtruppen) eine japanische Flieger-Spezialtruppe. Kamikaze bedeutet im Japanischen so viel wie „göttlicher Wind“ oder „Hauch Gottes“ und bezeichnet zwei Taifune, die im 12. Jahrhundert zwei mongolische Eroberungsversuche unter Kubla Khan ins Leere verlaufen ließen.

Kamikaze: Flugzeug der japanischen Luftwaffe ©Flickr/ ksr8s

Allein die Herleitung des Begriffs verdeutlicht schon, wie man die Selbstmordflieger mittels Propaganda begründete. Als die militärische Lage für Japan immer kritischer wurde, beschlossen japanische Militärstrategen 1944 eine neue Taktik, die die US-Armee hart und unverhofft treffen sollte.

Selbstmordkommandos – eine Überraschung für die USA

Man bestückte japanische Kampfflugzeuge mit Bomben und wollte, dass diese kontrolliert während des Pazifikkrieges auf amerikanische Flugzeugträger stürzten und diese vernichteten. Mit solchen Selbstmordkommandos rechnete seitens Amerikas niemand. Diese Einheiten wurden in Japan als Shimpū Tokkōtai benannt.

Von den Amerikanern wurden die Schriftzeichen fälschlicherweise als Kamikaze gelesen, was zur Folge hatte, dass sich dieses Wort außerhalb der japanischen Raumes etablierte.

Unterdrückung, statt Wunsch zum Heldentum

Auch wenn man häufig von einem Selbstmordangriff spricht, so ist dieser Begriff doch nicht wirklich zutreffend, da er die Motivation der Piloten nicht trifft. Überlebende Kamikaze-Piloten erzählten später nämlich eine andere Geschichte als von heldenhafter Aufopferung fürs Vaterland.

Die Rede ist von kollektivem Zwang, von angedrohter Familienschande und einer militärischen Erziehung, die es den teils erst Jugendlichen unmöglich machte, „Nein“ zu sagen.

Kamikaze-Piloten als Gefangene der japanischen Konventionen

Keinesfalls handelte es sich um vaterlandsliebende Fanatiker, da sie einfach den Befehl zu Handeln bekamen. Doch es gab auch einige Studenten oder Absolventen von Mittelschulen, die ihren Beitrag leisten wollten, die Niederlage noch zu verhindern.

Hinzu kamen Männer, die von solchen Angriffen nicht überzeugt waren, aber nicht aus der Gruppe fallen wollten, da es in der japanischen Gesellschaft typisch und tief in der Tradition verwurzelt ist, sich der Masse zu fügen. Kamikaze - Einschlag eines japanischen Flugzeugs auf einem US-Kriegsschiff ©Flickr/ jillallyn

Proklamation des Heldentodes

Des Weiteren ergaben sich freiwillige Meldungen oder Akzeptanz für das Schicksal, da die eigene Ehre und die der Familie – ähnlich wie schon bei den Samurai – eine bedeutende Rolle zu kam. Vom Militär wurde der Opfertod gelobt und als heldenhaftes Tun proklamiert.

Die Schwierigkeit, das Ziel zu erreichen

Die Angriffe wurden immer in Gruppen geflogen, die bis zu mehreren hundert Flugzeugen zählen konnten. Der Grund lag darin, dass viele der Maschinen wegen gegnerischen Jagdflugzeugen oder Flugabwehrgeschützen auf der Strecke blieben, bevor sie den Flugzeugträger überhaupt erreicht hatten.

Bei einem Treffer, war meist weniger die Bombe an Bord des Flugzeug gefährlich als vielmehr der restliche Treibstoff in der Maschine, der sich auf den Flugzeugträgern ausbreitete und die dort gelagerte Munition entzündete.

Bei Selbstopferangriffen während des Zweiten Weltkrieges fanden mindestens 3.000 japanische Piloten ihren Tod, wohingegen es ihnen „nur“ gelang 36 Schiffe der US-Pazifikflotte zu versenken.

„Kamikaze – Todesbefehl für Japans Jugend“

ARD-Korrespondent Klaus Scherer widmet sich der Thematik des Helden-Mythos und der Männer, die Kamikaze-Angriffe fliegen mussten, in seinem Buch “Kamikaze – Todesbefehl für Japans Jugend”, das 2001 erschien. In Vorarbeit für sein Werk sprach er mit überlebenden Todespiloten, welche von Zwang und Drohungen sprechen.

Kamikaze: Selbstmord-Flieger der japanischen Luftwaffe

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